9. – 11. Meisterschaftsrunde

Nach der wunderbaren Siegesserie hat der Wind für die erste Mannschaft des UHC Bowil schlagartig gedreht. Die letzten drei Partien gingen nämlich allesamt verloren.

Jeder Chronist lernt bereits zu Beginn seiner Karriere, wie man mit Niederlagen seiner Herzensmannschaft idealerweise umgeht. Hat die Mannschaft nämlich einmal verloren und kehrt dann gleich wieder auf die Siegesstrasse zurück, kann man die Niederlage gekonnt im nächsten Matchbericht unterbringen und als kleinen Betriebsunfall abtun. Sollte es entgegen den Erwartungen auch im zweiten Spiel zu einer Niederlage kommen, kann man immer noch auf einen Sieg im dritten Spiel hoffen und die beiden Niederlagen dann im Matchbericht ebendieses siegreichen Spiels als mittleren Betriebsunfall vertuschen. Problematisch wird es erst, falls auch das dritte Spiel verloren gehen sollte. In dem Fall muss der Chronist wohl oder übel in den sauren Apfel beissen die Tasten hauen und versuchen, diesen grossen Betriebsunfall zu erklären. Ebendieses Szenario ist leider in den vergangenen Wochen dem UHC Bowil und seinem Chronisten passiert, weshalb hier ein erster Erklärungsversuch folgt.

Angefangen hat das Übel mit der ersten Heimrunde kurz vor Weihnachten. Gegner damals war die zweite Mannschaft von Floorball Köniz gewesen und die Ausgangslage auf dem Papier schien eigentlich klar zu sein. Auf der einen Seiten die Bowiler, welche nach vier Siegen in Serie und mit dem zahlreich erschienen Heimpublikum im Rücken ihren Lauf weiter ausbauen wollten. Auf der anderen Seite die Könizer, welche als Tabellenschlusslicht und mit nur gerade zehn Feldspielern ins Emmental gereist waren. Das dieses Spiel dann doch nicht so eine einfache Angelegenheit werden würde, wie manch einer vielleicht gehofft hatte, zeigte bereits das Startdrittel. Die Könizer versuchten (nicht ganz unerwartet), wann immer möglich das Tempo möglichst tief zu halten. Die Bowiler hatten damit ihre liebe Mühe und verpassten es, aus den wenigen Chancen zu Beginn der Partie Kapital zu schlagen. So waren es dann plötzlich die Stadtberner, die mehr oder weniger aus dem nichts zu einem Doppelschlag kamen. Immerhin konnte der Schaden aus Bowiler Sicht dank dem Anschlusstreffer unseres ATL-Topscorers kurz vor der Pause in Grenzen gehalten werden. Mit Beginn des zweiten Drittels stempelten dann auch die Emmentaler in die Partie ein. Es war zwar immer noch alles andere als das Gelbe vom Ei, aber immerhin erarbeiteten sich die Bowiler nun ein Chancenplus und der Ausgleich zur Spielmitte durch „Mäxu“ Zaugg war mehr als verdient. Als dann ebendieser Zaugg zu Beginn des dritten Drittels gleich auch noch den 3:2-Führungstreffer für die Bowiler erzielen konnte, schien das Spiel endlich in die gewünschte Richtung zu laufen. Nur leider verpassten es die Bowiler in der Folge, den Könizern den Zahn endgültig zu ziehen. Stattdessen wurden fleissig allerbeste Möglichkeiten teilweise kläglich vergeben. Was damals (zum Glück) noch niemand wusste: genau diese mangelnde Chancenauswertung sollte den Bowilern nicht nur das Spiel gegen Köniz, sondern auch gleich noch die nächsten beiden Spiele kosten. Zum damaligen Zeitpunkt sah aber alles noch wunderbar aus, denn der schöne Jahn konnte knapp fünf Minuten vor Schluss doch noch das vermeintlich siegbringende 4:2 erzielen. Die letzten beiden Minuten der Partie bekamen dann zum ultimativen Horrorszenario für den UHC Bowil: zuerst kam Köniz dank eines unglücklichen Eigentores auf 4:3 heran und nur wenige Sekunden später per Distanzschuss tatsächlich noch zum Ausgleich. So kam es zur Verlängerung, welche ein Spiegelbild der gesamten Partie war: die Bowiler kamen quasi im Minutentakt zu Chancen, bis Köniz dann mit seinem ersten Entlastungsangriff einigermassen glücklich zum Siegtreffer kam. Damit endete die schöne Siegesserie der Bowiler abrupt und statt einer wohlverdienten Trainingspause mit viel Essen und Trinken standen stundenlange Straftrainings in den Emmentaler Hügeln an 😉

Spass beiseite, selbstverständlich durften die Spieler die Weihnachtspause ohne Straftrainings in vollen Zügen geniessen. Unmittelbar nach dem Jahreswechsel stand auch sogleich die zweite Heimrunde vor der Tür. Gegen war diesmal der Tabellenführer aus Schüpfheim, mit welchem man (mal wieder) eine Rechnung offen hatte. Die Vorzeichen für dieses Spiel waren, rückwirkend betrachtet, sicher nicht ideal. Zum einen hatten die Bowiler über die Weihnachtszeit nur gerade ein Training absolvieren können, in welchem zudem bei vielen Spielern das nackte Überleben (beziehungsweise das Suchen des Sauerstoffzeltes) oberste Priorität hatte. Zum anderen hatte Schüpfheim unmittelbar vor der Weihnachtspause seine erste Saisonniederlage einstecken müssen und war entsprechend geladen. Diese Kombination führte dazu, dass die Bowiler den Ball und die gegnerische Platzhälfte in den ersten zehn Minuten nur vom Hörensagen kannten. Dementsprechend war dann auch die Entlebucher Führung zur Mitte des ersten Drittels verdient, auch wenn es sich beim Gegentor um einen mehr als unglücklichen Treffer gehandelt hatte. Nach den zehn Minuten Angewöhnungszeit wagten dann auch die Bowiler erste zaghafte Exkursionen in die gegnerische Platzhälfte. Je länger das Drittel dauerte, desto besser schien es den Emmentalern in der gegnerischen Platzhälfte zu gefallen und desto energischer wurden die Angriffe. So kam es, dass die Bowiler kurz vor der Pause dank einer lange einstudierten und wunderschönen Freistossvariante von ATL-Topscorer Bigler und dem Chronisten zum absolut verdienten Ausgleichstreffer kamen. Oder vielleicht ein bisschen ehrlicher ausgedrückt: mit einem ähnlich glücklichen Treffer wie zuvor der Gegner kam das Heimteam zum schmeichelhaften Ausgleich. Im zweiten Drittel konnten die Emmentaler an das Gezeigte anknöpfen und kamen immer wieder zu guten bis sehr guten Tormöglichkeiten. Leider konnten die Bowiler daraus kein Kapital schlagen, womit wir erneut bei der mangelnden Chancenauswertung angekommen wären. Ganz anders die Schüpfheimer, welche zwei Umschaltmomente eiskalt auszunutzen wussten und entsprechend mit einer 3:1-Führung in das letzte Drittel starten konnten. In diesem letzten Drittel änderte sich wenig am Geschehen auf dem Feld: die Bowiler stürmten mal für mal an und scheiterten entweder an der eigenen Unfähigkeit oder am Entlebucher Abwehrbollwerk. Dieses Abwehrbollwerk liess sich bis zum Schluss nicht mehr bezwingen, so dass die Bowiler im zweiten Heimspiel zum zweiten Mal als Verlierer vom Platz mussten.

Die Chance zur Wiedergutmachung bot sich den Bowilern nur gerade eine Woche später, als man in Interlaken auf die zweite Mannschaft des UHC Thun traf. Die von THC Lädrach herausgegebene Devise war klar: mit einem Sieg konnte man das Minimalziel Ligaerhalt sicherstellen. Was ihm (und auch sonst niemandem in der Garderobe) nicht bewusst war: durch die Niederlage von Köniz im ersten Spiel des Tages hatten die Bowiler dieses Minimalziel bereits kampflos erreicht. Was der THC in seiner Ansprache ebenfalls herausstrich war die Gefährlichkeit der NLA-Oldies, welche sich zur Abwechslung (und mit einer gefühlt grossen Häufigkeit in Spielen gegen den UHC Bowil) zahlreich die Ehre gaben. Im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen konnten sich die Bowiler in der Startphase diesmal steigern. Nach zwei Minuten war man diesmal nämlich „nur“ 1:0 in Rückstand und nicht wie letztes Mal bereits mit zwei Toren 😉 Nach diesem kleinen Weckruf waren die Emmentaler ebenfalls im Spiel angekommen und konnten die Partie in der Folge ausgeglichen gestalten. Bowiler Tore fielen aber aufgrund der *Trommelwirbel* mangelnden Chancenauswertung vorerst keine. Immerhin konnte auch das eigene Tor mit solidarischem Einsatz, einem Quäntchen Glück und einer Prise Thuner Abschlussschwäche sauber gehalten werden. Zu Beginn des zweiten Drittels passierte dann doch noch ein Wunder: nach über 60 Minuten ohne eigenen Torerfolgt konnten die Emmentaler endlich wieder jubeln! Nach einem eigentlich harmlos aussehenden Schuss von Häni fand der Ball via einen gegnerischen Fuss den Weg ins Tor und die Bowiler waren zurück im Spiel. Die Oberländer Antwort liess allerdings nicht lange auf sich warten und schon waren die Bowiler wieder im Rückstand. Aber auch die Emmentaler Antwort liess nicht lange auf sich warten und Häni glich das Spiel mit seinem zweiten Treffer gleich wieder aus. Das schien den Thuner nun so gar nicht zu passen und innerhalb von drei Minuten zogen sie auf 5:2 davon. In dieser Phase bekamen die Bowiler eindrücklich zu spüren, was Effizienz bedeutet. Die paar kleinen Unkonzentriertheiten in der Defensive wurden alle eiskalt bestraft, so dass man vor dem letzten Drittel vor einer einigermassen komplexen Herausforderung stand. Man wollte nämlich vorne ein bisschen mehr Druck erzeugen, ohne dabei hinten die Scheunentore zu fest zu öffnen. Vorerst scheiterten die Bowiler kläglich an dieser Herausforderung (beziehungsweise an ihrer Chancenauswertung) und die Thuner konnten mit zwei Kontern auf 7:2 erhöhen. Was dann folgte, war letztendlich nur noch Resultatkosmetik: Thun traf noch einmal, die Bowiler noch dreimal, so dass am Ende für die Emmentaler eine 5:8-Niederlage resultierte.

Abgesehen vom erreichten Minimalziel Ligaerhalt (ohne selbst wirklich etwas dafür getan zu haben), gibt es für die erste Mannschaft des UHC Bowil nicht viel Positives aus den letzten drei Spielen mitzunehmen. Statt in der Tabelle das Podest anzugreifen, wird es für die Bowiler in den verbleibenden drei Spielen darum gehen, die Saison zumindest in der vorderen Tabellenhälfte abschliessen zu können. Wie das erreicht werden kann, zeigen sowohl dieser Matchbericht als auch die Tabelle eindrücklich: die wahrgenommene, schlechte Chancenverwertung manifestiert sich nämlich auch in der Tatsache, dass die Bowiler aktuell am wenigsten Tore aller Teams erzielt haben. Wenn es den Bowilern in den verbleibenden Spielen gelingt, das gegnerische Tor wieder zu finden (und zu treffen), dann steht einem erfolgreichen Saisonende nichts im Wege.

UHC Bowil – Floorball Köniz II 4:5 (1:2 / 1:0 / 2:2 / 0:1) n.V.

14. Floorball Köniz II 0:1
17. Floorball Köniz II 0:2
19. Bigler (Fankhauser) 1:2
33. Zaugg 2:2
44. Zaugg (Flückiger) 3:2
56. Flückiger (Leuenberger) 4:2
59. Floorball Köniz 4:3
60. Floorball Köniz 4:4
64. Floorball Köniz 5:4

UHC Bowil – Unihockey Schüpfheim 1:3 (1:1 / 0:2 / 0:0)

5. Unihockey Schüpfheim 0:1
20. Fankhauser (Bigler) 1:1
24. Unihockey Schüpfheim 1:2
27. Unihockey Schüpfheim 1:3

UHC Bowil – UHC Thun II 5:8 (0:1 / 2:4 / 3:3)

2. UHC Thun II 0:1
25. Häni (Bigler) 1:1
26. UHC Thun II 1:2
27. Häni (Sterchi) 2:2
30. UHC Thun II 2:3
31. UHC Thun II 2:4
33. UHC Thun II 2:5
46. UHC Thun II 2:6
47. UHC Thun II 2:7
47. Flückiger 3:7
51. UHC Thun II 3:8
59. P. Gerber (K. Schneeberger) 4:8
60. B. Schneeberger (Fankhauser) 5:8

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